Das Haus der Veränderung
- Johanna Wegner
- 3. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
Methoden-Montag: Das Haus der Veränderung – Emotionen und Dynamiken in Veränderungsprozessen verstehen
Veränderung ist selten angenehm – aber sie ist ein natürlicher Teil von Wachstum. Ob im Beruf, in Teams oder im persönlichen Leben: Jeder Wandel bewegt etwas in uns. Zwischen Sicherheit und Unsicherheit, Festhalten und Loslassen durchlaufen wir innere Phasen, die uns fordern, aber auch weiterbringen.
Das Haus der Veränderung hilft, diese emotionalen und psychologischen Dynamiken sichtbar zu machen – und zeigt, wie wir Veränderung besser verstehen, annehmen und aktiv gestalten können.
Was ist das Haus der Veränderung?
Das Haus der Veränderung – entwickelt vom schwedischen Psychologen Claes F. Janssen – beschreibt vier Räume, die Menschen typischerweise durchlaufen, wenn sie mit Veränderungen konfrontiert sind. Jeder Raum steht für einen emotionalen Zustand, eine Haltung und ein bestimmtes Verhalten gegenüber Wandel.
Das Modell macht deutlich: Veränderung ist kein linearer Prozess. Wir bewegen uns zwischen den Räumen, bleiben manchmal stehen, kehren zurück oder gehen weiter – je nachdem, wie wir emotional eingebunden sind.
Im Coaching bietet das Haus der Veränderung eine klare Struktur, um zu erkennen, wo jemand gerade steht, und gezielt zu unterstützen, was er oder sie in dieser Phase braucht. Neben den vier Haupträumen beschreibt das Modell Erweiterungen, die extreme Ausprägungen einzelner Phasen verdeutlichen – wie den Kerker der Ablehnung, den Paralyse-Keller oder den Sonnenbalkon. Sie machen sichtbar, wie unterschiedlich Menschen auf Veränderung reagieren können.

Die vier Räume – und ihre Erweiterungen
1. Raum der Selbstzufriedenheit
Hier fühlen sich Menschen sicher, kompetent und im Gleichgewicht. Alles läuft gut – Veränderung scheint überflüssig. Doch wer zu lange in dieser Komfortzone bleibt, läuft Gefahr, Chancen zu übersehen oder notwendige Entwicklungen zu verpassen.
Der Sonnenbalkon symbolisiert diese Komfortzone: ein angenehmer Ort, an dem Veränderung kaum als nötig empfunden wird. Doch zu viel Behaglichkeit kann träge machen.
Typische Emotionen: Zufriedenheit, Sicherheit, Ruhe
Typische Aussagen: „Warum sollten wir etwas ändern?“, „Das war schon immer so.“

2. Raum der Ablehnung
Wenn Veränderung angekündigt wird, reagieren viele Menschen zunächst mit Widerstand. Skepsis, Ärger oder Abwehr prägen diese Phase. Das Neue wird als Bedrohung empfunden, weil das Vertraute an Sicherheit verliert.
Sinkt die Akzeptanz weiter, führt der Weg in den Kerker der Ablehnung – einen emotional intensiven Ort, an dem Frustration, Wut oder Resignation überhandnehmen können.
Typische Emotionen: Ärger, Angst, Frustration
Typische Aussagen: „Das ist keine gute Idee.“, „Ich mache da nicht mit.“

3. Raum der Verwirrung
Im dritten Raum wird deutlich: Das Alte funktioniert nicht mehr, das Neue ist noch nicht stabil. Orientierungslosigkeit, Unsicherheit und manchmal auch Erschöpfung kennzeichnen diese Übergangsphase. Sie ist unangenehm – aber notwendig.
Manche Menschen verharren hier zu lange und landen auf dem Paralyse-Keller: von dort aus wird beobachtet, aber nicht gehandelt. Veränderung stagniert.
Typische Emotionen: Unsicherheit, Zweifel, Traurigkeit
Typische Aussagen: „Ich weiß nicht mehr weiter.“, „Alles ist gerade so chaotisch.“

4. Raum der Erneuerung
Hier wird das Neue angenommen und integriert. Menschen entdecken Möglichkeiten, entwickeln Ideen und gestalten aktiv. Energie, Zuversicht und Motivation kehren zurück – Veränderung wird zu einer bewussten Entscheidung.
Typische Emotionen: Hoffnung, Begeisterung, Neugier
Typische Aussagen: „Ich habe verstanden, warum das wichtig ist.“, „Lasst uns loslegen.“

Das Haus der Veränderung im Coaching
Im Einzelcoaching
Das Haus der Veränderung hilft, Veränderung sichtbar zu machen und emotional zu begleiten.
Der Coach unterstützt den Coachee dabei, seine aktuelle Position zu erkennen und zu verstehen, welche Emotionen dort dominieren. So können Akzeptanz und Selbstvertrauen wachsen.
Mit gezielter Reflexion und Ressourcenarbeit wird der Übergang in den nächsten Raum unterstützt – in eigenem Tempo und mit Bewusstsein für den individuellen Prozess.
Im Teamcoaching
Im Teamcoaching fördert das Haus der Veränderung ein gemeinsames Verständnis für unterschiedliche Reaktionen auf Veränderung.
Durch Visualisierung kann sichtbar gemacht werden, wer sich in welchem Raum befindet – vielleicht steht jemand noch im Keller der Ablehnung, während andere bereits in der Erneuerung gestalten.
Das schafft Empathie, stärkt Kommunikation und ermöglicht Führungskräften, gezielt zu begleiten, anstatt zu drängen. So wird Veränderung nicht verordnet, sondern gemeinsam gestaltet.
Warum das Haus der Veränderung so wirkungsvoll ist
Das Haus der Veränderung verbindet emotionale Tiefe mit klarer Struktur. Es zeigt, dass Veränderung kein rein rationaler Vorgang ist, sondern ein emotionaler Prozess, der verstanden und begleitet werden will. Das Modell macht sichtbar, dass Widerstand kein Versagen ist, sondern eine natürliche Reaktion auf Unsicherheit. Indem Menschen verstehen, wo sie selbst – oder ihr Team – gerade stehen, entsteht Selbstwirksamkeit statt Ohnmacht.
Im Coaching wird das Haus der Veränderung zu einem Resonanzraum für Entwicklung:
Emotionen werden ernst genommen und integriert.
Übergänge werden bewusst gestaltet.
Veränderung wird begreifbar, anstatt überfordernd zu wirken.
So wird das Modell zu einem Werkzeug, das Kopf und Herz verbindet – und Veränderung nachhaltig unterstützt.
Für wen eignet sich die Methode?
Coaches, die Veränderungsprozesse individuell begleiten
Führungskräfte, die Teams empathisch durch Wandel führen
Teams, die Veränderung besser verstehen und gestalten wollen
Einzelpersonen, die persönliche oder berufliche Transformation erleben
Fazit
Das Haus der Veränderung ist mehr als ein theoretisches Modell – es ist eine Landkarte für Veränderung. Es hilft, emotionale Reaktionen einzuordnen, Dynamiken zu verstehen und Wandel als Prozess zu begreifen, der Entwicklung ermöglicht.
Wer erkennt, in welchem Raum er oder sie sich gerade befindet, kann Veränderung bewusst gestalten – mit mehr Klarheit, Selbstvertrauen und innerer Ruhe.
Du möchtest verstehen, in welchem „Raum“ du oder dein Team gerade steht – und wie ihr Veränderung aktiv gestalten könnt?
Dann begleite ich dich gern auf eurem Weg durchs Haus der Veränderung.
Eure Johanna





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