Das Johari-Fenster
- Johanna Wegner
- 16. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Methoden-Montag: Das Johari-Fenster – Klarheit über dich selbst und wie andere dich sehen
Manchmal sehen andere in uns etwas, das wir selbst (noch) nicht erkennen – eine Stärke, ein Muster oder ein Verhalten. Das Johari-Fenster hilft, genau das sichtbar zu machen: den spannenden Raum zwischen Selbstbild und Fremdbild. Es ist ein einfaches, aber tiefgehendes Modell, das zu Selbsterkenntnis, Vertrauen und offener Kommunikation einlädt – im Coaching, in der Teamarbeit oder in der persönlichen Entwicklung.
Was ist das Johari-Fenster?
Das Johari-Fenster wurde in den 1950er-Jahren von den Psychologen Joseph Luft und Harry Ingham entwickelt. Es beschreibt, wie wir Informationen über uns selbst wahrnehmen und teilen – und wie andere uns sehen.

Das Modell besteht aus vier Feldern, die jeweils Anteile unserer Persönlichkeit zeigen:
Offen / Arena: Mir und anderen bekannt
Hier liegen Informationen, die wir offen teilen – z. B. unsere Stärken, Meinungen oder Verhaltensweisen, die allen bewusst sind.
Blinder Fleck: Anderen bekannt, mir aber nicht
Andere nehmen Verhaltensweisen wahr, die uns selbst nicht bewusst sind. Hier entsteht Entwicklung – durch ehrliches Feedback.
Verborgener Bereich / Fassade: Mir bekannt, anderen nicht
Hier liegen unsere privaten Gedanken, Gefühle oder Unsicherheiten, die wir bewusst zurückhalten.
Unbekannter Bereich / Unerforscht: Weder mir noch anderen bekannt
Der Raum des Potenzials: unentdeckte Fähigkeiten, unbewusste Muster oder Ressourcen, die erst in neuen Situationen sichtbar werden.
Aufbau und Anwendung im Coaching
Das Johari-Fenster lässt sich einfach visualisieren – als Vier-Felder-Gitter. Je nach Kontext – Einzelcoaching oder Team-Setting – entfaltet es eine unterschiedliche Wirkung.
Im Einzelcoaching
Hier steht die persönliche Reflexion im Mittelpunkt.
Selbstbild erfassen: Die Coachee wählt Adjektive oder Beschreibungen, die sie selbst charakterisieren.
Fremdwahrnehmung einholen: Eine vertraute Person (z. B. Kollegin, Freund, Partner) beschreibt dieselbe Person aus ihrer Sicht.
Abgleich & Reflexion: Gemeinsam werden Überschneidungen und Unterschiede sichtbar.
Wo decken sich Selbst- und Fremdbild?
Wo liegen blinde Flecken?
Was bleibt bewusst verborgen?
Wachstum ermöglichen: Durch offenes Feedback und Selbstoffenbarung vergrößert sich der „offene Bereich“ – Vertrauen und Selbstakzeptanz wachsen.
Besonders wertvoll: Durch Feedback anderer werden unsere blinden Flecken sichtbar.Was uns zuvor unbewusst war, kann plötzlich verstanden, integriert und weiterentwickelt werden. So wird Feedback zu einem echten Katalysator für persönliche Entwicklung.
Im Team-Setting
Im Team wird das Johari-Fenster zum Werkzeug für Feedbackkultur, Vertrauen und Konfliktprävention.
Schritt 1: Jedes Teammitglied beschreibt sich selbst mit Adjektiven oder Eigenschaften.
Schritt 2: Die Kolleg*innen wählen ebenfalls Adjektive, die sie der Person zuschreiben.
Schritt 3: Gemeinsam werden die Begriffe in die vier Felder eingeordnet.
Schritt 4: Im Dialog entsteht Bewusstsein über Wirkung, Kommunikationsmuster und gegenseitige Erwartungen.
Der Mehrwert: Wenn wir einander besser kennen, können Missverständnisse und Konflikte vermieden werden. Was du über dich selbst weißt, ist nicht selbstverständlich auch anderen bekannt. Das Johari-Fenster lädt dazu ein, diese Lücke bewusst zu schließen – und so ein Klima von Offenheit und Verständnis zu schaffen.
Praktische Anwendung
Das Johari-Fenster kann auf vielfältige Weise eingesetzt werden – je nach Ziel und Kontext:
Zur Selbsterkenntnis: Analysiere, wie gut du Feedback annehmen und geben kannst.
Zur Entwicklung von Feedbackkultur: Lade andere ein, dir Rückmeldung zu geben – respektvoll, ehrlich, wachstumsorientiert.
Zur Teamentwicklung: Nutze das Modell, um Vertrauen, Offenheit und gegenseitiges Verständnis zu fördern.
Zur Potenzialentfaltung: Beobachte, wie sich dein „offener Bereich“ vergrößert, wenn du mehr von dir zeigst und Neues ausprobierst.
Reflexionsfragen:
Was hindert mich daran, meine Gedanken mit anderen zu teilen?
Wie offen bin ich im Umgang mit Feedback?
Welche Rückmeldung hat mich zuletzt überrascht – und was kann ich daraus lernen?
Warum diese Methode so wirksam ist
Das Johari-Fenster wirkt, weil es Selbstwahrnehmung, Feedback und Beziehungskompetenz miteinander verbindet. Es macht deutlich, dass Feedback kein bloßer Kommentar ist, sondern eine Brücke zwischen Innen- und Außenwahrnehmung.
Im Coaching schafft das Modell:
Bewusstsein: Wir erkennen, wie wir wirken – und warum.
Verständnis: Wir begreifen, dass andere unsere Welt oft anders sehen.
Vertrauen: Durch Offenheit wächst gegenseitiges Verständnis.
Veränderung: Wenn wir den Mut haben, blinde Flecken zu betrachten, entsteht echte Transformation.
Gerade im Team wird der Mehrwert von Feedback besonders sichtbar: Je mehr wir voneinander wissen, desto leichter können Missverständnisse vermieden und Konflikte gelöst werden. Offene Kommunikation wird zur Basis für Vertrauen, Empathie und produktive Zusammenarbeit.
Das Johari-Fenster fördert damit nicht nur persönliche Klarheit, sondern auch eine tiefere Qualität von Begegnung – im Coaching, im Team und im Alltag.
Für wen eignet sich die Methode?
Für Führungskräfte, die ihre Wirkung reflektieren möchten
Für Teams, die Feedbackkultur und Vertrauen stärken wollen
Für Coachees, die ihre Selbsterkenntnis vertiefen und authentischer auftreten möchten
Auch für Kinder oder Jugendliche, um Selbstvertrauen und Empathie zu fördern
Fazit
Das Johari-Fenster ist ein einfaches, aber mächtiges Werkzeug, um sich selbst und andere besser zu verstehen. Es öffnet den Raum für ehrliche Begegnung, Wachstum und Vertrauen – im Coaching und im Alltag.
Möchtest du mehr über deine Wirkung erfahren und lernen, Feedback als Chance zu nutzen?In meinem Coaching begleite ich dich dabei, dein Selbstbild zu schärfen und deine blinden Flecken bewusst zu machen. Kontaktiere mich gerne für ein unverbindliches, kostenfreies Erstgespräch.
Eure Johanna





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