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Der heiße Stuhl

  • Autorenbild: Johanna Wegner
    Johanna Wegner
  • 23. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit

Methoden-Montag: Der Heiße Stuhl – Mut zur ehrlichen Rückmeldung


Nachdem wir uns in meinem letzten Blogbeitrag mit der Kunst des Feedbackgebens beschäftigt haben, geht es heute um eine Methode, die Feedback lebendig, greifbar und erlebbar macht: Der Heiße Stuhl.

Diese Methode schafft einen geschützten Raum für ehrliche Rückmeldungen: respektvoll, klar und auf Augenhöhe. Sie lädt Teams dazu ein, sich gegenseitig Rückmeldungen zu geben, die sonst oft unausgesprochen bleiben. Das stärkt Vertrauen, Selbstreflexion und die gemeinsame Kommunikationskultur.


Siggi auf dem heißen Stuhl

 

Was ist der Heiße Stuhl?

Der Heiße Stuhl ist eine strukturierte Feedback-Methode für Gruppen, bei der eine Person freiwillig in den Mittelpunkt rückt und von den anderen Feedback erhält: zu ihrer Wirkung, Kommunikation oder Rolle im Team. Dabei kann das Feedback thematisch gezielt oder ganz frei und allgemein sein. Je nachdem, was die Person sich wünscht oder wofür die Gruppe gerade Raum braucht.

Beispiele für mögliche Fragen:

  • Wie erlebst du mich in der Zusammenarbeit?

  • Was unterstützt dich in der Kommunikation mit mir – was eher nicht?

  • Welche Wirkung habe ich in dieser Gruppe?

  • Oder ganz offen: Ich bin neugierig – was möchtet ihr mir rückmelden?

  • Was schätzt ihr an mir?

  • Was nehmt ihr bei mir wahr, das mir selbst vielleicht nicht bewusst ist?

 

Aufbau und Ablauf

  1. Rahmen schaffen: Der Coach/Trainer erklärt die Methode, Haltung und Regeln (Respekt, Ich-Botschaften, keine Bewertung).

  2. Die Person im Fokus: Eine Person nimmt freiwillig auf dem Stuhl Platz.

  3. Fragen formulieren (optional): Sie kann 1–2 Fragen benennen, zu denen sie Feedback möchte – oder die Gruppe gibt freies, spontanes Feedback.

  4. Feedbackrunde: Jede*r teilt seine Wahrnehmung ehrlich, wertschätzend und konkret.

  5. Zuhören: Die Person auf dem Stuhl hört nur zu – kein Diskutieren, kein Rechtfertigen.

  6. Reflexion & Abschluss: Kurze Runde – Was nehme ich mit? Was hat mich überrascht?

 

Anwendung im Coaching und in Gruppenprozessen

Ich setze den Heißen Stuhl besonders in Teams, Gruppen und Supervisionen ein: überall dort, wo Feedbackkultur wachsen darf.

Er hilft, Selbst- und Fremdwahrnehmung zu verbinden und stärkt das Vertrauen im Miteinander. Entscheidend ist eine achtsame Begleitung, insbesondere bei neuen Gruppen oder wenn Feedback bisher wenig geübt wurde.

 

Varianten in der Praxis:

  • Positiv wahrnehmen & interpretieren

    Gerade zu Beginn eines Teamprozesses kann der Heiße Stuhl mit einer positiven Wahrnehmungsrunde starten. Jede*r teilt, was er oder sie am anderen schätzt oder wahrnimmt. Zum Beispiel: „Wenn ich Dich so ansehe, kann ich mir gut vorstellen, dass Du viel Ruhe ins Team bringst.“ So entsteht Wertschätzung und Vertrauen als Basis für weiteres Feedback.

 

  • In Teams mit Kommunikationshürden oder Konflikten:

    Der Heiße Stuhl eröffnet ehrliche, respektvolle Gespräche und fördert gegenseitiges Verständnis.

 

  • Zur Stärkung von Stimmung und Zusammenarbeit:

    Regelmäßig eingesetzt, macht er Feedback zu einer natürlichen und konstruktiven Routine im Teamalltag.

 

Warum der Heiße Stuhl so wirkungsvoll ist

Ehrliches Feedback ist nicht immer leicht, aber immer eine Chance. Der Heiße Stuhl schafft Momente, in denen echtes Zuhören möglich wird: ohne Bewertung, ohne Verteidigung.

In diesem Rahmen geht es nicht darum, etwas richtigzustellen, sondern wahrzunehmen, was bei anderen ankommt. Das kann herausfordernd sein und zugleich unglaublich verbindend. Denn wer bereit ist, sich Rückmeldungen zu stellen, zeigt Mut und öffnet die Tür für Entwicklung, individuell und im Miteinander.

🪑 Der Heiße Stuhl ist kein Ort des Urteils, sondern ein Raum, in dem Vertrauen und Wachstum entstehen dürfen

 

Für wen eignet sich die Methode?

  • Teams, die ehrlicher und direkter kommunizieren möchten

  • Gruppen in Veränderungsprozessen oder mit Kommunikationshürden

  • Supervisionsgruppen oder Teamentwicklungsprozesse

  • Organisationen, die eine offene Feedbackkultur fördern wollen

 

Fazit

Ehrliches Feedback braucht Mut und Vertrauen. Der Heiße Stuhl bietet beides: einen geschützten Rahmen, in dem Feedback zu einem wertvollen Lernmoment wird. Wer diesen Raum betritt, öffnet sich für Wachstum, Verbundenheit und ein echtes Miteinander.

 

Möchtest du in deinem Team eine lebendige, sichere Feedbackkultur etablieren? Ich begleite Gruppen und Teams mit passenden Methodenformaten, um Vertrauen und Kommunikation nachhaltig zu stärken. Mehr dazu auf www.johannawegner.de


Eure Johanna

Logo Johanna Wegner

 
 
 

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