Appreciative Inquiry
- Johanna Wegner
- vor 47 Minuten
- 3 Min. Lesezeit
Methoden-Montag: Appreciative Inquiry – Stärkenorientierter Wandel, der trägt
In meinem letzten Blogbeitrag zur Stärkenorientierung habe ich darüber geschrieben, warum nachhaltige Entwicklung dort beginnt, wo wir das Gelungene sichtbar machen – statt uns ausschließlich auf Defizite zu konzentrieren. Genau an diesem Punkt setzt Appreciative Inquiry an.
Diese Coaching-Methode lädt dazu ein, bewusst den Blick auf das zu richten, was bereits funktioniert, Kraft gibt und Sinn stiftet. Appreciative Inquiry ist damit nicht nur eine Methode, sondern eine Haltung: Veränderung entsteht, wenn wir uns mit dem verbinden, was uns stärkt.
In diesem Methoden-Montag zeige ich dir, wie Appreciative Inquiry aufgebaut ist, wie ich die Methode im Coaching nutze und warum sie so eng mit einer stärkenorientierten Perspektive verknüpft ist.
Was ist Appreciative Inquiry?
Appreciative Inquiry (AI) ist ein wertschätzender, stärkenorientierter Ansatz für Lernen, Entwicklung und Veränderung – im Einzelcoaching, in Teams und in Organisationen.
Statt Probleme zu analysieren, richtet Appreciative Inquiry den Fokus auf:
gelungene Erfahrungen,
vorhandene Stärken,
Ressourcen und positive Ausnahmen,
Sinn und das, was Menschen wirklich motiviert.
Im Kern geht es darum, durch bewusst wertschätzende Fragen eine andere Realität sichtbar zu machen: Eine, in der Entwicklung nicht aus Mangel, sondern aus Fülle entsteht. Diese Haltung knüpft direkt an die Idee der Stärkenorientierung an: Wachstum entsteht dort, wo Menschen erleben, dass sie bereits wirksam sind.

Aufbau und Durchführung: Das 5-D-Modell
In der Praxis arbeite ich häufig mit dem 5-D-Zyklus von Appreciative Inquiry. Er gibt dem Prozess Struktur und Orientierung:
Definition – Wie wird das Projekt durchgeführt?
Zu Beginn wird gemeinsam geklärt, worum es konkret geht: Was ist der Fokus? Wer ist beteiligt? In welchem Rahmen findet der Prozess statt?
Discovery – Entdecken, was bereits gut funktioniert
Der Blick richtet sich auf Erfolgsgeschichten, Stärken und Ressourcen. Fragen wie: Was funktioniert schon gut bzw. Wann hat es schon einmal gut funktioniert? Was hat dazu beigetragen? stehen im Mittelpunkt.
Dream – Visionieren, was sein könnte
Aufbauend auf dem Entdeckten entsteht ein Zukunftsbild: Wie sieht eine wünschenswerte, sinnvolle Zukunft aus, wenn wir unsere Stärken konsequent weiterentwickeln? Was wünschen wir uns für die Zukunft?
Design – Gestalten, was dafür gebraucht wird
Nun wird konkret: Welche Strukturen, Haltungen und Prozesse unterstützen diese Vision? Was darf bewusst gestaltet oder verändert werden?
Destiny (oder Deliver) – Umsetzen und verankern
Zum Abschluss geht es um konkrete nächste Schritte: Wer tut was? Wie bleibt das Neue lebendig und wird im Alltag verankert?
Der Zyklus ist nicht linear zu verstehen, sondern als lebendiger Lern- und Entwicklungsprozess.
Der Ablauf im Coaching
Im Coaching nutze ich Appreciative Inquiry häufig dann, wenn Klarheit, Motivation oder neue Perspektiven gefragt sind – gerade in Phasen von Veränderung.
Typischerweise:
starten wir mit erzählenden Fragen, die Erfolge und positive Erfahrungen lebendig machen,
vertiefen diese Geschichten, um Stärken, Werte und wirksame Muster sichtbar zu machen,
entwickeln daraus ein stimmiges Zukunftsbild,
übersetzen dieses Bild in konkrete Handlungsoptionen für den Alltag.
Viele Coachees erleben diesen Prozess als entlastend und stärkend – weil der Fokus weggeht vom „Was stimmt nicht?“ hin zu „Was trägt mich bereits?“
Praxisbeispiel
Eine Coachee kam mit dem Wunsch, beruflich „neu anzukommen“, fühlte sich jedoch blockiert durch Selbstzweifel.
Im Appreciative-Inquiry-Prozess haben wir nicht die Zweifel analysiert, sondern Situationen gesammelt, in denen sie sich kompetent, klar und wirksam erlebt hatte. Aus diesen Geschichten kristallisierten sich zentrale Stärken heraus: Verbindungskompetenz, Klarheit in Kommunikation und Gestaltungsfreude.
Das Zukunftsbild war kein radikaler Neuanfang, sondern eine bewusste Weiterentwicklung auf Basis dieser Stärken. Die nächsten Schritte fühlten sich dadurch nicht mehr schwer an – sondern logisch und machbar.
Warum diese Methode so wirkungsvoll ist
Appreciative Inquiry wirkt, weil sie das umsetzt, was ich im Blog zur Stärkenorientierung beschrieben habe:
Menschen erleben sich als wirksam.
Aufmerksamkeit folgt dem Gelingen – und verstärkt es.
Motivation entsteht aus Sinn und Selbstvertrauen statt aus Druck.
Veränderung wird emotional anschlussfähig.
Stärkenorientierung ist kein „positives Denken“, sondern eine bewusste Entwicklungsstrategie. Appreciative Inquiry macht diese Haltung im Coaching konkret erlebbar.
Für wen eignet sich Appreciative Inquiry?
für Einzelpersonen in beruflichen oder persönlichen Klärungsprozessen,
für Führungskräfte, die Entwicklung ermöglichen wollen,
für Teams in Veränderungs- oder Reflexionsphasen,
für Organisationen, die Kultur bewusst gestalten möchten.
Fazit
Appreciative Inquiry verbindet Haltung und Methode: Sie lädt dazu ein, Entwicklung dort zu beginnen, wo bereits Kraft vorhanden ist. In Verbindung mit einer stärkenorientierten Perspektive entsteht so Veränderung, die nachhaltig wirkt – und sich stimmig anfühlt.
Wenn du Stärkenorientierung und Appreciative Inquiry für dich, dein Team oder deine Organisation nutzen möchtest, begleite ich dich gern dabei. 👉 Alle Infos findest du auf www.johannawegner.de.
Eure Johanna





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